aus: Braunschweiger Zeitung vom 12.07.2010

 

Papst bittet Opfer von Missbrauch um Vergebung
 Benedikt XVI.: So etwas darf nie wieder geschehen – Priester verteidigt

ROM. Papst Benedikt XVI. hat zum Ende des von Missbrauchskandalen überschatteten Priesterjahres erstmals die Opfer der Misshandlungen direkt um Vergebung gebeten.

„Auch wir bitten Gott und die betroffenen Menschen inständig um Vergebung und versprechen zugleich, dass wir alles tun wollen, um solchen Missbrauch nicht wieder vorkommen zu lassen“, sagte der Papst gestern bei einer abschließenden Messe vor rund 15000 Priestern auf dem Petersplatz.

Es war die bislang erste Vergebungsbitte des Papstes, die sich so deutlich direkt an die Opfer des sexuellen Missbrauchs und der Misshandlungen durch katholische Geistliche richtete.

Zugleich verteidigte Benedikt das Priesteramt. Dieses sei “nicht einfach Amt, sondern Sakrament“. Gott bediene sich mit dem Priester „eines armseligen Menschen“, um „durch alle
menschliche Schwachheit hindurch seine Liebe in dieser Welt praktisch werden“ zu lassen, sagte der Papst. Dass ausgerechnet das Jahr des Priesters von den Skandalen überschattet wurde, wolle die Kirche verstehen als ein „Auftrag zur Reinigung, der uns in die Zukunft begleitet.“

Bei einer Gebetswache hatte der Papst am Vorabend das durch die Missbrauchskandale unter Beschuss geratene Eheverbot für katholische  Priester (Zölibat) verteidigt. Die heutige Gesellschaft würde das Zölibat als „großen Skandal“ empfinden. Er sei hingegen das „beste Gegenmittel gegen andere Skandale, die durch unsere menschlichen Unzulänglichkeiten verursacht werden“, so Benedikt.

Angesichts der schweren Missbrauchsskandale in kirchlichen Einrichtungen war der Zölibat in den vergangenen Monaten nicht zuletzt auch in Deutschland aufs Neue heftig diskutiert worden. Neben anderen hatte sich vor kurzem auch der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, für eine Lockerung des Zölibates ausgesprochen.

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